„Das Thüringer Bündnis ‚Innenstädte mit Zukunft‘ ist ein gutes Beispiel dafür, dass Stadtentwicklung und insbesondere die Entwicklung der Innenstädte Gemeinschaftsaufgabe eines breiten Akteurskreises sind. Im Fokus steht der Informationsaustausch sowie die Unterstützung der Thüringer Kommunen, um gemeinwohlorientiert zukunftsfähige Visionen für unsere Innenstädte zu entwickeln“, so Infrastrukturministerin Susanna Karawanskij.
„Die großen Herausforderungen, mit denen sich Innenstädte und dort ansässige Akteure, wie die Branchen Handel, Gastronomie und Tourismus nach zwei existenzbedrohenden Krisenjahren konfrontiert sehen, gaben für die IHK Erfurt den Impuls für die Initiierung des Aktionsbündnisses. Kurzfristiges Ziel sollte es sein, die Thüringer Innenstädte unbürokratisch mit passgenauen Instrumenten zu stabilisieren. Ein kraftvoller Neustart ist wichtig für unsere lokalen Unternehmen, für die Bürger und Gäste einer Stadt und somit für die gesamte Region“, fasst Dr. Cornelia Haase-Lerch, Hauptgeschäftsführerin der IHK Erfurt, die Ziele des lokalen Bündnisses zusammen.
Die Zusammenarbeit des Bündnisses kann auf eine Reihe von Erfolgen verweisen. Im ersten Jahr wurden überwiegend Strukturen und Arbeitsweisen definiert, geeignete Themenschwerpunkte und Ziele eruiert und zusätzliche Netzwerkpartner:innen akquiriert. Besonders herausfordernd waren in diesem Zusammenhang die regional unterschiedlichen Rahmenbedingungen, die einen ganzheitlichen, flächendeckenden Ansatz erschweren.
Die Individualität jeder Innenstadt erfordert maßgeschneiderte Lösungen, um den Herausforderungen des Strukturwandels vor Ort zu begegnen. Es bedarf zusätzlich übergreifender Ideen, die vielerorts funktionieren können. Aufgrund der thematischen Vielfalt teilte sich das Bündnis in drei Arbeitsgruppen (AG) mit den Schwerpunkten „Leerstandsbewältigung“, „Klima“ sowie „Wohnen und Leben in der Stadt“ auf. Neben der Zusammenführung der Ergebnisse aus diesen AGs befassten sich die Mitglieder während der Netzwerktreffen mit der strategischen Aufstellung des Aktionsbündnisses. Des Weiteren ist geplant, eine eigene Geschäftsstelle zu installieren.
Ergebnisse im Jahresrückblick
Leerstand verändert das städtische Gesamtbild, wodurch Ortszentren an Anziehungskraft verlieren. Die „AG Leerstandsbewältigung“ will daher zur Entwicklung von Maßnahmen beitragen, die einen gelungenen Umgang mit Leerstand befördern, zum Beispiel mittels eines Leitfadens mit Musterlösungen für kommunale Akteur:innen. Ein weiteres Ziel ist, für neue experimentelle Nutzungskonzepte und potenzielle Chancen durch Leerstand zu sensibilisieren. Für mehr Klarheit soll zudem eine praxistaugliche Definition von Leerstand mit Möglichkeit der Differenzierung sorgen.
Um die Aufenthaltsqualität der Thüringer Innenstädte sowie deren Widerstandsfähigkeit gegenüber den Auswirkungen des Klimawandels auszubauen, bedarf es Maßnahmen, die Klimaschutz und Klimaanpassung integriert betrachten. Dazu hat die AG „Klima“ eine ganze Bandbreite an Maßnahmen identifiziert: grüne und blaue Infrastruktur ausbauen, bestehende Förderinstrumente schärfen und verzahnen, Pilotprojekte einleiten oder die regionale Wertschöpfung mit einbeziehen.
Die AG „Wohnen und Leben in der Stadt“ entwickelt zukünftige Ideen für das städtische Zusammenleben. Neben der Evaluierung von Förderinstrumenten wird die Vernetzung von Akteur:innen sowie der Erfahrungs- und Informationsaustausch befördert. Die AG hat einen Katalog potenzieller Maßnahmen und deren Fördermöglichkeiten aufgestellt. Aktuell sind dazu einige Thüringer Ressorts angefragt, diese zu prüfen und zu ergänzen.
Die drei AGs können inhaltlich nicht trennscharf voneinander betrachtet werden, vielmehr geht es darum, Synergien aktiv herzustellen und die Aufgaben der Arbeitsgruppen zusammenzudenken. Nähere Informationen zur Arbeit des Aktions-bündnisses sind auf der Website veröffentlicht.
Zum Hintergrund:
Die Herausforderungen, die der Strukturwandel an die künftige Entwicklung unserer Innenstädte stellt, sind enorm: der demografische Wandel, ein geändertes Verbraucherverhalten sowie die Digitalisierung. Durch die COVID-19-Pandemie wurde dieser Effekt nochmals verstärkt. Es bedarf neuer Strategien und individueller Lösungsansätze für die Kommunen, um Funktionsverluste zu vermeiden, die Vitalität unserer Innenstädte langfristig zu erhalten und deren Aufenthaltsqualitäten zu sichern.
Auf politischer Ebene wurde die Thematik zur Entwicklung der Innenstädte bereits zur Bauministerkonferenz (BMK) und dem „Beirat Innenstadt“ auf Bundesebene im vergangenen Jahr thematisiert. Der BMK-Bericht „Perspektiven für die Entwicklung der Innenstädte“ liegt mit seinen entsprechenden Handlungsempfehlungen vor.
Um den Anforderungen auf Landesebene in allen Thüringer Städten und Gemeinden gerecht zu werden, gründete sich am 8. Juni 2021 das Thüringer Bündnis „Innenstädte mit Zukunft“. Das Bündnis wurde unter der Federführung des Thüringer Ministeriums für Infrastruktur und Landwirtschaft und durch die Thüringer Industrie- und Handelskammern gebildet und besteht aus einer Vielzahl unterschiedlicher Verbände und Initiativen, die mit der Innenstadtentwicklung verbunden sind.